Montag, 13. Juni 2016

Das bürgerliche Trauerspiel

Das bürgerliche Trauerspiel entstand im 18. Jahrhundert in London und Paris. Die Hauptfiguren stammen aus dem Bürgertum oder dem niedrigen Adel und die Handlung hat oft ein tragisches Ende. Der Versuch des Trauerspiels liegt darin, eine bürgerliche Hochkultur zu schaffen. Es ist eine Tragödie, die in der Welt des Adels spielt und hauptsächlich für die Hofgesellschaft bestimmt war und nicht für einen bürgerlichen Rahmen geeignet. Damals gab es nur ein adliges Trauerspiel (Drama) und ein bürgerliches Lustspiel (Komödie).

Das Trauerspiel ist Teil der Emanzipationsbewegung des Bürgertums, das sich damit eine Präsentations- und Identifikationsplattform schuf.


Themen des Trauerspiels sind beispielsweise:
  •  Familienkonflikte 
  •  politischer Kampf gegen die Unterdrückung durch den Adel  
  •  Kritik an Ständeschranken
  •  soziale Konflikte zwischen Adel und Bürgertum

Viktoria Lietzow, Lisa Gieler

Konflikte von Bürgertum und Adel in Kabale und Liebe


Friedrich von Schiller lebte in einer Zeit, in der viele Konflikte zwischen Bürgertum und Adel auftraten. Diese drückt er auch mit in seinem Trauerspiel „Kabale und Liebe“ aus. Die größte Auseinandersetzung war die Unterdrückung des Bürgertums durch den Adel, damit ist gemeint, dass der Adel größtenteils ohne Zustimmung des Bürgertums gehandelt hat. Außerdem hat der niedrige Adel über Leben und Tod der Menschen bestimmt. Dies zeigt Schiller, indem er den Präsidenten von Walter sehr dominant auftreten und egoistisch und willkürlich herrschen lässt, was sich zum Beispiel an der Ermordung seines Vorgängers und der Verhaftung der Millers zeigt.

Ein weiterer Konflikt, der in dem Buch gezeigt wird, ist eine Kritik an der Ständeordnung, dabei kommt es zur Auseinandersetzung zwischen der Hofgesellschaft und dem Bürgertum. Dem niedrigen Adel ist es sehr wichtig, den eigenen Lebensstandard, Prunksucht und Macht zu erhalten und zu verstärken. Zu dieser Zeit war die Französische Revolution, welche sich auf den deutschen Adel ausbreitete. In diesem höfischen System wurden durch Intrigen oder Hochzeiten der eigene Machtbereich erweitert und gegebenenfalls andere zum Sturz gebracht. Im Adelsstand diente die Familie zur Machterhaltung.


Im Drama „Kabale und Liebe“ spielen diese Faktoren eine Rolle, denn die Hauptfiguren Luise und Ferdinand leben in verschiedenen Gesellschaften. Luise ist ein bürgerliches Mädchen und Ferdinand ein Adliger. Diese beiden verlieben sich ineinander, dürfen dies aber eigentlich nicht, da sie nur innerhalb eines Standes heiraten müssen.  Der Präsident von Walter, Ferdinands Vater, will seinen Sohn an die Lady Milford verheiraten, da er nicht will, dass Ferdinand mit einem bürgerlichen Mädchen zusammen ist. Dies liegt auch unter anderem daran, dass er durch die Heirat mehr Macht erlangt. Ferdinand möchte diese Hochzeit jedoch nicht, da er das  System der Ständeordnung nicht akzeptieren will.

Viktoria Lietzow, Lisa Gieler

Intention und Bezug zur Biografie


Johann Christoph Friedrich Schiller (1759- 1805)


Schiller schrieb das Drama „Kabale und Liebe“, da er viele Konflikte erlebte.

Friedrich Schiller wurde von seinem Vater, welcher sich im Dienst des württembergischen Herzogs befand, unterdrückt. Außerdem erzog er seinen Sohn sehr streng, damit er mehr Bildung als er damals bekam. Die Freiheit Schillers wurde durch den Herzog Karl Eugen beschränkt, denn er durfte die Stadt nicht ohne Urlaub verlassen. Zudem kam noch, dass er über sein Leben nicht frei bestimmen durfte und deshalb auch seinen gewünschten Beruf nicht ausüben konnte. Dadurch fiel er in eine schwere Depression. 1782 hatte er eine Aufführung in Mannheim, reiste jedoch ohne Urlaubserlaubnis nach Mannheim mit einem Freund und wurde deshalb verhaftet. Daraufhin floh er aus der Stadt. Nachdem er tagelang gereist war, fand er in Bauerbach Ruhe und kam dort auch zum Schreiben. Dort begann er das Drama „Kabale und Liebe“ zu verfassen. Die Idee zu diesem Trauerspiel kam ihm schon in den zwei Wochen Arrest in Stuttgart. Er verarbeitete den ganzen Hass auf den Herzog und das willkürliche Herrschaftssystem in seinem Drama:

  • Präsident von Walter: zynisch und hochnäsig, lässt unschuldige Menschen ohne Grund verhaften
  • Ferdinand: sträubt sich gegen das System des Präsidenten und des Adels, scheitert am Versuch, sich zu befreien
  • Lady Milford: kritisiert den Soldatenhandel und sagt dem adligen Leben ab
  • Luise: will Frieden zwischen Eltern und Präsident
  • Wurm: dient Präsidenten, um ihm zu gefallen, er repräsentiert den typischen Hofbediensteten
    Viktoria Lietzow, Lisa Gieler