Montag, 13. Juni 2016

Personencharakterisierung




Luise Miller,  die Tochter des Stadtmusikus,  hat soeben ihr 16. Lebensjahr vollendet und lebt mit ihrer Familie in bürgerlichen Verhältnissen. 
Von Ferdinand sowie Wurm wird sie häufig als „die schöne Luise“, aufgrund ihrer blonden Haare und ihres attraktiven Aussehens, betitelt. Sie könnte daher mit ihrem Erscheinungsbild dem Hofe angehören und ist deshalb für ihre Verhältnisse gut gekleidet. 
Da Luise Miller eine Frau des 18. Jahrhunderts ist, hat sie noch nicht die Möglichkeit, selbst über ihr Leben zu bestimmen und ordnet sich somit der väterlichen Autorität unter.
Trotz all der Einschränkungen der damaligen Zeit, führt sie eine Liebesbeziehung mit Ferdinand von Walter. Luise erkennt jedoch im Gegensatz zu ihm die Realität und ist sich bewusst, dass eine Beziehung zwischen zwei unterschiedlichen Ständen unmöglich ist. Daher befindet sie sich in einem Konflikt zwischen Vernunft und Gefühl , da sie einerseits wahre Gefühle für Ferdinand besitzt, aber andererseits die Erwartungshaltung ihres Vaters, der gegen diese Beziehung ist, nicht enttäuschen möchte.
Hierbei merkt man die enge Bindung zwischen Luise und ihrem Vater. Seinetwegen lehnt sie Ferdinands Fluchtpläne ab, denn sie kann ihren Vater nicht alleine lassen, da ihr bewusst ist, dass es ihm sein Herz brechen würde. Ihr Vater ist gegen die Beziehung zu Ferdinand, da er sich des Gesellschaftsstands und dem somit verbundenen Gesellschaftskonflikt bewusst ist. Er findet, Luise sei für einen Major zu schlecht, jedoch für ein Techtelmechtel zu kostbar.
Luise schreibt, um ihre Eltern vor dem Kriminalprozess zu retten, den von Wurm diktierten Liebesbrief. Danach scheint für sie nur noch der Selbstmord als einziger Ausweg in Frage zu kommen.

Daran, dass sie den Eid, den sie vor Gott geschworen hat nicht bricht, sieht man, dass sie sehr gläubig ist. Erst als sie kurz vor dem Tod steht, gesteht sie Ferdinand die Wahrheit über den Liebesbrief an den Hofmarschall von Kalb und reinigt somit ihr Gewissen. 



Ferdinand Walter ist ein junger Mann, welcher auf die Frauen großen Eindruck macht. Von Luise Miller wird er daher als warm und innig beschrieben und von Lady Milford mit feuriger Leidenschaft geliebt.

Er ist der einzige Sohn des Präsidenten von Walter und  hat mit seinen zwanzig Jahren schon den hohen militärischen Rang des Majors erreicht. Im Gegensatz zu seinem Vater strebt er jedoch nicht die Vergrößerung seines Hofes an, sondern möchte ein gemeinsames Leben mit der bürgerlichen Luise, für die er wahre Gefühle hat und für welche er selbst seinen Adelstitel abgeben würde. Aus diesem Grund konnte er auch eine Hochzeit mit Lady Milford nicht mit sich selbst vereinbaren.

Ferdinand geht seinen individuellen Interessen nach und lässt sich von keinem etwas verbieten. Die Sehnsucht nach Freiheit und der Versuch jedem Zwang zu entgehen, bestimmt sein Handeln. Er verkennt jedoch häufig die Realität, da er an ein Zusammenleben mit Luise und ihm in der derzeitigen Gesellschaft glaubt und baut seine eigene Scheinwelt, nach seinen eigenen Wünschen auf. Ihm gelingt es jedoch nicht, Verstand und Gefühl in Beziehung zu setzten, seine spontane Emotionalität lenkt sein ganzes Handel. Daher reagiert er auch eifersüchtig auf den erzwungenen  Liebesbrief von Luise an den Hofmarschall von Kalb. Durch seine impulsive Art entscheidet er anschließend, Luise zu töten, um ein ewiges gemeinsames Leben im Jenseits führen zu können ohne weitere Intrigen der Gesellschaft. 
Melanie Wittwer

Lady Milford
Eine Ausnahme unter den Adligen stellt hier Lady Milford dar. Sie wuchs in England als Tochter des obersten Kämmerers des Königs auf, musste jedoch schon mit 14 Jahren die Grausamkeiten des Lebens erfahren, als ihr Vater des Verrats bezichtigt und hingerichtet wurde. Am Tag seiner Enthauptung starb auch ihre Mutter. Daraufhin floh die Lady nach Deutschland und lebte dort sechs Jahre von gerade mal ein paar Juwelen, die sie retten konnte, da alle Güter ihrer Familie der Krone zufielen. Im Alter von 20 Jahren lernte sie den Herzog kennen und wurde dessen Geliebte. Nun konnte sie wieder in Wohlstand leben, wie sie es in ihrer Kindheit gewohnt war. Jedoch empfand sie keinerlei Liebe für den Fürsten. Doch sie blieb bei ihm und brachte wieder Menschlichkeit in die Regierung des Landes. Sie beeinflusste den Fürsten, "der wollüstig in" ihrer "Umarmung erschlaffte", und auf ihr Bitten hin Todesurteile zurückziehen ließ. So kehrte endlich wieder Gerechtigkeit im Land ein. Durch diese guten Taten konnte sie sich vor ihrem Gewissen rechtfertigen, das geplagt war von ihrer falschen Beziehung zum Herzog. Sie befand sich immer im Zwiespalt zwischen dem Bedürfnis nach einer Liebe und dem nach Wohlstand. Hätte sie den Fürsten verlassen, wäre ihr auch der Komfort genommen worden. Aber für diesen Reichtum betrog sie ihr Herz, indem sie die Geliebte eines Mannes war, für den sie nichts empfand. Deshalb war sie, trotz des Geldes, in dieser Zeit sehr unglücklich mit ihrem Leben.
Als sie dann Ferdinand begegnete und sich in ihn verliebte, schien ein Traum für sie in Erfüllung zu gehen. Dieser Mann, so denkt sie, soll ihr die Qualen der vergangenen Jahre durch seine Liebe belohnen. Und er hat Geld. Sie müsste also auch nicht auf Wohlstand verzichten. Sie wünscht sich nichts mehr, als Ferdinand heiraten.
Doch als sie von ihm erfahren muss, dass er eine Andere liebt, stürzt eine Welt für sie zusammen. Sie weiß, dass sie nie glücklich werden wird mit einem Mann, der ihr "seine Hand nur gezwungen gab". Doch sie will ihn auch nicht ablehnen, da sie um ihren Ruf fürchtet und Ferdinand ja trotzdem liebt. Um ihn zu bekommen, will sie sogar Luise, seine Liebste, bestechen, damit diese ihn hergibt. Aber als die ihn ihr dann freiwillig abtreten will, merkt Lady Milford erst, wie egoistisch sie war und dass sie die Liebe zweier Menschen zerstört. Also beschließt sie, zurück nach England zu gehen, um Ferdinand zu vergessen und eine neue Liebe zu finden.
Diese Entscheidung unterscheidet sie auch deutlich von den anderen Adligen in diesem Drama, die alles für ihre Macht tun werden, egal ob dabei Menschen ruiniert oder unglücklich werden, und die scheinbar kein Gewissen mehr haben. Sie aber hat eines und ein gutes Herz dazu. Sie lässt Luise ihren Ferdinand und teilt ihr Vermögen unter ihrem Personal auf. Das Vermögen, weswegen sie all die Jahre der Qual beim Herzog zubrachte. Sie gibt also auf, was ihr vorher viel bedeutete und will ein neues Leben beginnen. Ich finde das sehr mutig, da sie nichts gelernt hat, außer in der Welt der Reichen zu leben. Denn jetzt wird sie in England wahrscheinlich wieder Probleme haben, Fuß zu fassen. 
Michelle Kunze

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