Luise Miller, die
Tochter des Stadtmusikus, hat soeben ihr
16. Lebensjahr vollendet und lebt mit ihrer Familie in bürgerlichen
Verhältnissen.

Da Luise Miller eine Frau des 18. Jahrhunderts ist, hat sie
noch nicht die Möglichkeit, selbst über ihr Leben zu bestimmen und ordnet sich
somit der väterlichen Autorität unter.
Trotz all der Einschränkungen der damaligen Zeit, führt sie
eine Liebesbeziehung mit Ferdinand von Walter. Luise erkennt jedoch im
Gegensatz zu ihm die Realität und ist sich bewusst, dass eine Beziehung
zwischen zwei unterschiedlichen Ständen unmöglich ist. Daher befindet sie sich
in einem Konflikt zwischen Vernunft und Gefühl , da sie einerseits wahre
Gefühle für Ferdinand besitzt, aber andererseits die Erwartungshaltung ihres
Vaters, der gegen diese Beziehung ist, nicht enttäuschen möchte.
Hierbei merkt man die enge Bindung zwischen Luise und ihrem
Vater. Seinetwegen lehnt sie Ferdinands Fluchtpläne ab, denn sie kann ihren
Vater nicht alleine lassen, da ihr bewusst ist, dass es ihm sein Herz brechen
würde. Ihr Vater ist gegen die Beziehung zu Ferdinand, da er sich des
Gesellschaftsstands und dem somit verbundenen Gesellschaftskonflikt bewusst
ist. Er findet, Luise sei für einen Major zu schlecht, jedoch für ein
Techtelmechtel zu kostbar.
Luise schreibt, um ihre Eltern vor dem Kriminalprozess zu
retten, den von Wurm diktierten Liebesbrief. Danach scheint für sie nur noch
der Selbstmord als einziger Ausweg in Frage zu kommen.
Daran, dass sie den Eid, den sie vor Gott geschworen hat
nicht bricht, sieht man, dass sie sehr gläubig ist. Erst als sie kurz vor dem Tod
steht, gesteht sie Ferdinand die Wahrheit über den Liebesbrief an den
Hofmarschall von Kalb und reinigt somit ihr Gewissen.
Ferdinand Walter ist ein junger Mann, welcher auf
die Frauen großen Eindruck macht. Von Luise Miller wird er daher als warm und
innig beschrieben und von Lady Milford mit
feuriger Leidenschaft geliebt.
Er ist der einzige Sohn des
Präsidenten von Walter und hat mit seinen zwanzig Jahren schon den hohen militärischen Rang des Majors erreicht. Im Gegensatz zu seinem Vater strebt er
jedoch nicht die Vergrößerung seines Hofes an, sondern möchte ein gemeinsames
Leben mit der bürgerlichen Luise, für die er wahre Gefühle hat und für welche
er selbst seinen Adelstitel abgeben würde. Aus diesem Grund konnte er auch eine
Hochzeit mit Lady Milford nicht mit sich selbst vereinbaren.
Ferdinand geht seinen individuellen
Interessen nach und lässt sich von keinem etwas verbieten. Die Sehnsucht
nach Freiheit und der Versuch jedem Zwang zu entgehen, bestimmt sein Handeln. Er
verkennt jedoch häufig die Realität, da er an ein Zusammenleben mit Luise und
ihm in der derzeitigen Gesellschaft glaubt und baut seine eigene Scheinwelt,
nach seinen eigenen Wünschen auf. Ihm gelingt es jedoch nicht, Verstand und
Gefühl in Beziehung zu setzten, seine spontane Emotionalität lenkt sein ganzes
Handel. Daher reagiert er auch eifersüchtig auf den erzwungenen
Liebesbrief von Luise an den Hofmarschall von Kalb. Durch seine impulsive Art
entscheidet er anschließend, Luise zu töten, um ein ewiges gemeinsames Leben im
Jenseits führen zu können ohne weitere Intrigen der Gesellschaft.
Melanie Wittwer
Eine Ausnahme unter den Adligen stellt hier Lady Milford
dar. Sie wuchs in England als Tochter des obersten Kämmerers des Königs auf,
musste jedoch schon mit 14 Jahren die Grausamkeiten des Lebens erfahren, als ihr
Vater des Verrats bezichtigt und hingerichtet wurde. Am Tag seiner Enthauptung
starb auch ihre Mutter. Daraufhin floh die Lady nach Deutschland und lebte dort
sechs Jahre von gerade mal ein paar Juwelen, die sie retten konnte, da alle Güter
ihrer Familie der Krone zufielen. Im Alter von 20 Jahren lernte sie den Herzog
kennen und wurde dessen Geliebte. Nun konnte sie wieder in Wohlstand leben, wie
sie es in ihrer Kindheit gewohnt war. Jedoch empfand sie keinerlei Liebe für
den Fürsten. Doch sie blieb bei ihm und brachte wieder Menschlichkeit in die
Regierung des Landes. Sie beeinflusste den Fürsten, "der wollüstig
in" ihrer "Umarmung erschlaffte", und auf ihr Bitten hin
Todesurteile zurückziehen ließ. So kehrte endlich wieder Gerechtigkeit im Land
ein. Durch diese guten Taten konnte sie sich vor ihrem Gewissen rechtfertigen,
das geplagt war von ihrer falschen Beziehung zum Herzog. Sie befand sich immer
im Zwiespalt zwischen dem Bedürfnis nach einer Liebe und dem nach Wohlstand. Hätte
sie den Fürsten verlassen, wäre ihr auch der Komfort genommen worden. Aber für
diesen Reichtum betrog sie ihr Herz, indem sie die Geliebte eines Mannes war, für
den sie nichts empfand. Deshalb war sie, trotz des Geldes, in dieser Zeit sehr
unglücklich mit ihrem Leben.
Lady Milford

Als sie dann Ferdinand begegnete und sich in ihn verliebte,
schien ein Traum für sie in Erfüllung zu gehen. Dieser Mann, so denkt sie, soll
ihr die Qualen der vergangenen Jahre durch seine Liebe belohnen. Und er hat
Geld. Sie müsste also auch nicht auf Wohlstand verzichten. Sie wünscht sich
nichts mehr, als Ferdinand heiraten.
Doch als sie von ihm erfahren muss, dass er eine Andere
liebt, stürzt eine Welt für sie zusammen. Sie weiß, dass sie nie glücklich
werden wird mit einem Mann, der ihr "seine Hand nur gezwungen gab".
Doch sie will ihn auch nicht ablehnen, da sie um ihren Ruf fürchtet und
Ferdinand ja trotzdem liebt. Um ihn zu bekommen, will sie sogar Luise, seine
Liebste, bestechen, damit diese ihn hergibt. Aber als die ihn ihr dann
freiwillig abtreten will, merkt Lady Milford erst, wie egoistisch sie war und
dass sie die Liebe zweier Menschen zerstört. Also beschließt sie, zurück nach
England zu gehen, um Ferdinand zu vergessen und eine neue Liebe zu finden.
Diese Entscheidung unterscheidet sie auch deutlich von den
anderen Adligen in diesem Drama, die alles für ihre Macht tun werden, egal ob
dabei Menschen ruiniert oder unglücklich werden, und die scheinbar kein
Gewissen mehr haben. Sie aber hat eines und ein gutes Herz dazu. Sie lässt
Luise ihren Ferdinand und teilt ihr Vermögen unter ihrem Personal auf. Das Vermögen,
weswegen sie all die Jahre der Qual beim Herzog zubrachte. Sie gibt also auf,
was ihr vorher viel bedeutete und will ein neues Leben beginnen. Ich finde das
sehr mutig, da sie nichts gelernt hat, außer in der Welt der Reichen zu leben.
Denn jetzt wird sie in England wahrscheinlich wieder Probleme haben, Fuß zu
fassen.
Michelle Kunze
Michelle Kunze
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